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Selbsterfahrung generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft

Neumarkt verfügt über sehr viele Einkaufsmöglichkeiten. Für Personen, die in ihrer Bewegung nicht eingeschränkt sind, gibt es kaum Hindernisse, um problemlos von einem Geschäft ins nächste zu gehen. Doch wie sieht es für bewegungseingeschränkte Menschen aus? Wie fühlt sich jemand, der auf den Rollstuhl angewiesen ist? Auf welche Schwierigkeiten stößt ein Rollstuhlfahrer beim Einkaufen? Wie reagiert die Gesellschaft auf Menschen im Rollstuhl? Diesen Fragen ist die bfz Berufsfachschule für Pflege auf den Grund gegangen.

Mit dem ersten Ausbildungsjahr der Generalistik und der einjährigen Ausbildung zur Pflegefachhilfe wurde ein Rollstuhltraining absolviert. Die Auszubildenden erhielten spezielle Aufgaben. Dazu gehörte das Kaufen einer Breze in einer Bäckerei, eines Waschlappens im Einkaufszentrum oder einer Kleberolle in einer Drogerie.

Die ersten Hürden ergaben sich bereits beim Verlassen des Schulgeländes, beim Überqueren der Ampel und Befahren des Kopfsteinpflasters. Der Einkauf beim Bäcker oder Metzger wurde manchmal durch vorhandene Stufen sehr erschwert. Unpraktisch empfanden die Auszubildenden auch die Glasscheibentheken. Hier musste rangiert werden, um die Ware zu sichten oder auf sie greifen zu konnte. In manchen Läden hatten die Schüler*innen Probleme, mit dem Rollstuhl durch die engen Gänge zu fahren. Auch Umkleidekabinen in einigen Bekleidungsgeschäften waren sehr eng und damit für Rollstuhlfahrer*innen ungeeignet. Bei den Aufzügen mussten die Auszubildenden feststellen, dass diese häufig schlecht bis gar nicht ausgeschildert waren.

Durchgefroren, trotz dicker Jacke, Schal, Mütze, Handschuhe und Decke, kehrten die Schüler*innen zurück in die Schule. Sie berichteten über ihre Erfahrungen und versuchten, die verschiedenen Reaktionen der Passant*innen auf sie als Rollstuhlfahrer*innen zu interpretierten. Manche äußerten Mitleid, andere machten einen weiten Bogen um sie oder tuschelten. Die Auszubildenden trafen auch auf andere Rollstuhlfahrer*innen und tauschten einander über ihre Erfahrungen aus.

Ziel der Selbsterfahrung war es nicht, Defizite der Barrierefreiheit in Neumarkt aufzudecken, sondern die Auszubildenden in die Lage von Menschen im Rollstuhl zu versetzen. Wie fühlt es sich an, durch Gänge geschoben zu werden? Welche Bedeutung hat die Sitzposition, die Bekleidung? Alle Teilnehmenden waren sich einig, von diesen Erfahrungen sowohl persönlich als auch beruflich profitieren zu können.